Die Bahnsteigkarte – zu bisher 0,40 Euro – berechtigt dazu, S- und U-Bahnsteige ohne Fahrkarte zu betreten. Das Ticket war in der Vergangenheit jedoch wiederholt in die Kritik geraten. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) daher beauftragt, gemeinsam mit der S-Bahn München und dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) einen Vorschlag zur Abschaffung der Karte zu entwickeln und der MVV-Gesellschafterversammlung zur Entscheidung vorzulegen.
In der gemeinsamen Arbeitsgruppe aus MVG, S-Bahn München und MVV bestand Einigkeit darüber, dass der fahrscheinpflichtige Bereich in den Tunnelbahnhöfen auch bei Abschaffung der Bahnsteigkarte beibehalten werden soll. Der fahrscheinpflichtige Bereich ist Voraussetzung dafür, um die sogenannten Sperrenkontrollen durchführen zu können. Dabei wird der gesamte fahrscheinpflichtige Bereich abgesperrt und jeder Fahrgast, der den Bahnsteig verlässt, nach seinem Ticket gefragt. Sperrenkontrollen ergänzen die stichprobenartigen Kontrollen in den Zügen.
Kontrollen im Sperrenbereich stellen nicht nur die effizienteste Maßnahme, sondern auch die für die Mitarbeiter sicherste Vorgehensweise zur Einnahmensicherung dar. Diese Art der Kontrolle ist sehr auffällig und wirkt daher auf Schwarzfahrer abschreckend.
Künftig ist die Regelung wie folgt: Kunden, die während einer Sperrenkontrolle eine andere Person zum Bahnsteig begleiten oder abholen wollen, erhalten vor Ort einen kostenlosen Zugangsschein. Dieser ist jeweils 30 Minuten gültig. Auf den Beginn einer Sperrenkontrolle und die Notwendigkeit einer Zugangsberechtigung wird am Ort der Kontrolle rechtzeitig aufmerksam gemacht.
„Wir tun gut daran, die Bahnsteigkarte abzuschaffen“, sagt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, der auch Vorsitzender der MVV-Gesellschafterversammlung ist. „Das Ticket war kaum bekannt und insbesondere Touristen und Gelegenheitsnutzern kaum vermittelbar. Deswegen gab es immer wieder Beschwerden von Fahrgästen, die mangels Bahnsteigkarte beanstandet wurden. Die Abschaffung ist die richtige Konsequenz. Die Bahnsteigkarte passt einfach nicht in ein modernes und kundenfreundliches Tarifsystem. Ich freue mich, dass wir eine andere Lösung gefunden haben.“
Auch MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch, MVG-Chef Ingo Wortmann und S-Bahn-Chef Heiko Büttner begrüßen die Abschaffung des Tickets: „Die Bahnsteigkarte war ein Überbleibsel aus den Anfangsjahren des Verbundes.“ Sie freuen sich, dass eine pragmatische Lösung gefunden werden konnte: „Mit den künftig veränderten Sperrenkontrollen ist es trotz Abschaffung der Bahnsteigkarte möglich, Schwarzfahrer zu identifizieren – und so vor allem ehrliche Fahrgäste zu schützen.“
Bis zum 1. August 2019 werden nun die Tarifbestimmungen entsprechend angepasst und die Bahnsteigkarten sukzessive aus den Automaten entfernt.