Fahrplanauskunft für Sehbehinderte

Vertrauen in Busse und Bahnen

Seit mittlerweile bald eineinhalb Jahren ist unser Leben geprägt von Home-Office und -Schooling, Abstand halten und dem Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen. Selbstverständlich ist auch der Öffentliche Nahverkehr spürbar von der Pandemie betroffen. Wir haben mit Fahrgästen darüber gesprochen, wie sie zu den Öffentlichen stehen und welche besonderen Erfahrungen sie in der Corona-Zeit gemacht haben:

Claus H. (Laim) 

„Seit mittlerweile bald fünf Jahrzehnten nutze ich die Öffentlichen quasi regelmäßig. Angefangen hat es im Alter von sieben Jahren als mein Vater mich am Waldfriedhof in 

die damalige Tram 16 gesetzt hat, immer gleich vorne beim Fahrer. Am Partnachplatz hat mich dann mein Opa in Empfang genommen. Jedes Mal war ich mächtig stolz, alleine fahren zu dürfen! 

Heute führt mich mein Arbeitsweg von meinem Zuhause am Willibaldplatz nach Perlach in das Büro. Die letzten 32 Jahre immer, seit Covid bin ich nun tageweise im Home-Office. Mein Jahres-Abo lasse ich trotzdem weiterlaufen, das lohnt sich allemal. Ich fahre ja noch zum Einkaufen, zum Arzt und auch am Wochenende nutze ich Busse und Bahnen. 

An Haltestellen wird jetzt oftmals geschaut, an welchen Türen die wenigsten Menschen einsteigen wollen. Nach Möglichkeit werden die Türen immer geöffnet, sodass permanent Luftaustausch gewährleistet ist. Außerdem fällt mir auf, dass die Leute viel Abstand halten. Nein, ich habe keine Angst davor, mit den Öffentlichen zu fahren. Wenn ich mir da vor Augen führe, wie es manchmal im Supermarkt zugeht ... 

Sehr lobenswert finde ich übrigens, dass in München im Vergleich zu anderen Städten der Öffentliche Nahverkehr in der Pandemie nur minimal eingeschränkt wurde. Wie sollen denn sonst die jetzt so wichtigen Krankenschwestern und sonstigen Pflegekräfte in die Arbeit kommen?”

Wibke H. (Maxvorstadt) 

„Einmal Stadtmensch, immer Stadtmensch. Früher Prenzlauer Berg in Berlin, seit sieben Jahren Maxvorstadt. Ein Auto habe ich noch nie gebraucht. Nicht mal heute – wenn ich mir vorstelle, den Kinderwagen bei jeder Fahrt zusammen- und dann wieder auseinanderklappen, meine Kleine in den Kindersitz zu packen und dann noch einen 

Parkplatz suchen zu müssen. Da ist es doch bequemer, in den Bus einzusteigen und fertig. In 10 Minuten bin ich im Englischen Garten oder in der Innenstadt. Ein ungutes Gefühl hatte ich dabei trotz Corona noch nie. Nach all den Lockdown-Maßnahmen, Ausgangssperren etc. bin ich mir sicher, dass die Politik Regeln erlassen hätte, wenn es gefährlich wäre, Busse und Bahnen zu nutzen. 

Es gibt für mich keinen Grund, nicht mit den Öffentlichen zu fahren. Alle tragen Masken. Und, seitdem ich mich für den eTarif angemeldet habe, bei dem ich mich auf meinem Handy ganz einfach ein- und auschecken kann, muss ich nicht einmal mehr etwas anfassen. Wenn ich einen Wunsch an den Nahverkehr hätte: Er darf gerne noch barrierefreier werden. Wenn ich doch mal Hilfe für den Kinderwagen benötige, dann liebe Männer, Sie dürfen mir gerne Unterstützung geben. Meistens machen das nämlich Frauen, die halt wissen, wie sehr man sich darüber freut.”

Gabi und Uwe M. (Hadern) 

„Für uns ist die U-Bahn im wahrsten Sinne des Wortes überlebensnotwendig. Unser Laden ist direkt an der Station Großhadern gelegen und viele Kunden würden zu uns nicht kommen, wenn wir diese Situation nicht hätten. Ebenso vorteilhaft ist „die 

U-Bahn im Keller” wenn wir in die Innenstadt fahren wollen, denn wir wohnen ja auch in unmittelbarer Nachbarschaft. 

Wie uns viele Kunden, auch aus dem Ausland, immer wieder bestätigen, ist die Sauberkeit der Öffis in München zwar sehr bemerkenswert, aber den richtigen Tarif zu finden, sei nicht immer ganz trivial. Von vielen Bekannten haben wir gehört, dass seit der 

Pandemie die Fahrgäste als sehr viel disziplinierter wahrgenommen werden, sie rücken einem nicht mehr so auf den Pelz. Das ist jetzt natürlich sehr angenehm, gerade wenn man sowieso schon gesundheitlich nicht auf der Höhe ist. Wir vermuten mal, dass sich das auch wieder ändern wird. Aber derzeit ist es ein gutes Gefühl, keine Bedenken haben zu müssen, Corona schreckt nicht ab. Und schön wäre es schon, wenn die Menschen auch künftig achtsamer miteinander umgehen.”