Seit der Gründung des MVV im Jahr 1972 haben sich die Mobilitäts- und Verkehrsbeziehungen im Großraum deutlich verändert. Die im Januar 2020 gestartete Studie „MVV-Verbunderweiterung“ untersucht deshalb, wie auch Fahrgäste außerhalb der bestehenden Verbundgrenzen vom Verbundprinzip „1 Netz. 1 Fahrplan. 1 Tarif.“ profitieren können.
Dem Vorhaben wurde nun von der Action Group „Mobility“ (AG4) der EUSALP gemeinsam mit 19 weiteren Projekten nach einem europaweiten Auswahlprozess das EUSALP-AG4-Label verliehen.
„Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern im Alpenraum beteiligen wir uns an der EU-Alpenraumstrategie, um die vergleichbaren Herausforderungen zusammen anzugehen. Die Auszeichnung der „MVV-Verbunderweiterung“ zeigt, dass wir die Untersuchungen zurecht mit bis zu 7,8 Millionen Euro unterstützen“ so Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter. „Mit der Erweiterung des MVV wird es zukünftig deutlich einfacher, auch im Alpenraum umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Ein durchgängiges MVV-Ticket wird auch Ausflügler aus dem Großraum München dazu bewegen, noch häufiger auf Bus und Bahn umzusteigen.“
In der EUSALP suchen 85 Alpenregionen und sieben Alpenstaaten gemeinsame Lösungen für grenzübergreifende Herausforderungen mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung für rund 80 Millionen Einwohner:innen in der Alpenregion. Eine von insgesamt neun Aktionsgruppen widmet sich dem Thema Verkehr und hat sich besonders der Förderung von nachhaltiger Mobilität verschrieben. Sie zeichnet mit dem EUSALP-AG4-Label Projekte aus, die zur besseren Vernetzung und einer nachhaltigen Infrastruktur des öffentlichen Personennahverkehrs beitragen. Eine Erweiterung des Verbundraums des MVV, so heißt es in der Begründung der EUSALP-Gruppe, verbessere die Verkehrsanbindung des Alpenraums an die Landeshauptstadt und fördere eine stärkere Nutzung der umweltfreundlichen öffentlichen Verkehrsmittel. Die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs leiste dabei nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern verbessere auch die Mobilität im Alpenraum und entlaste ihn vom Autoverkehr. Bewohner:innen und Besucher:innen würden davon gleichermaßen profitieren.
„Die Verbundzugehörigkeit stellt eine wesentliche Basis für einen funktionierenden ÖPNV in einer Region dar. Mit einheitlichen und einfachen Grundstrukturen lässt sich ein echtes Angebot schaffen, das angenommen wird. Unser in dieser Frage zweigeteilter Landkreis ist in gutes Beispiel für die Notwendigkeit dieser Strukturen“, so Josef Niedermaier, Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. „Damit es zu einer Verbunderweiterung kommen kann, braucht es aber auch belastbare verkehrliche und wirtschaftliche Argumente, die die Studie liefert. Deshalb bin ich sehr froh, dass es diese Studie gibt und erste positive Aussagen über die Wirkungen getroffen worden sind.“
Zunächst wurde in der ersten Phase der Studie die verkehrliche Sinnhaftigkeit einer Verbundintegration der beteiligten Landkreise – Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen (südlicher Teil), Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech, Landshut, Mühldorf am Inn und Rosenheim – und kreisfreien Städte – Rosenheim und Landshut – geprüft.
„Die erste Phase der Studie zur MVV-Erweiterung konnte Mitte 2021 mit dem Ergebnis abgeschlossen werden, dass eine Integration in den MVV aus verkehrlicher Sicht in allen Kommunen Sinn macht“, so MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch. „Die Auszeichnung des EUSALP-Gremiums zeigt uns, dass wir mit der Studie auf dem richtigen Weg sind. Mit der Anpassung des Verbundraums an die tatsächlichen Mobilitätsbedürfnisse und dem Verbundgedanken „1 Netz. 1 Fahrplan. 1 Ticket.“ ergeben sich vor allem für die Fahrgäste weitreichende Vorteile. Und liefert damit einen guten Grund für den Umstieg vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel.“
Aktuell wird in der zweiten Phase der Studie eine Prüfung der wirtschaftlichen und finanziellen Wirkung eines Verbundbeitritts vorgenommen. Diese beinhaltet neben der Tarifentwicklung und der organisatorischen Planung auch Verkehrserhebungen, die zur Berechnung von Harmonisierungs- und Durchtarifierungsverlusten bei Einführung des MVV-Tarifes dienen sollen. Nach Abschluss dieser Arbeiten im September 2022 können so fundierte Entscheidungen für oder wider einen MVV-Beitritt in den einzelnen Kommunen getroffen werden. Erste Verbunderweiterungen wären dann zum Fahrplanwechsel 2023/2024 möglich.